Das Thema Software-Updates bei den MagentaTV-STB ist immer wieder ein nicht ganz einfaches Thema. Grund genug vielleicht mal ein paar Worte darüber zu verlieren. Ich mache den Artikel auch als Wiki, so dass jeder weitere Informationen ergänzen kann. Das System ist reichlich komplex und ich beschreibe hier meine Erfahrungen und Informationen, die ich dazu zusammengetragen habe. Eine Garantie auf Vollständigkeit und Fehlerfreiheit kann ich leider nicht geben. Aber deshalb ist es ja ein Wiki und jeder kann dazu beitragen. Strittige Themen versuche ich dann über die offiziellen Stellen zu klären.
Geräte
Die hier beschriebenen Verfahren gilt für alle derzeit eingesetzten STB. Namentlich:
- MR200
- MR201
- MR400
- MR401 (Typ A/B)
- MR601
- MREntry
- MagentaTV Box
- MagentaTV Box Play
Software/Firmware Update
Der wohl wichtigste Bestandteil der Software einer STB ist deren Firmware. Diese umfasst potenziell:
- Bootloader
- Betriebssystem
- Treiber
- Schnittstelle zur Oberfläche
Einige Geräte teilen sich die Software-Basis. Folgende Gruppen lassen sich dabei bilden:
MR201/MR401/MR601/MagentaTV Box (Play)
Die wohl verbreitesten Geräte derzeit teilen sich die Software-Basis. Logischerweise benötigt ein MR601 andere Treiber und Funktionen, um Satellitenkanäle zu empfangen, trotzdem erhält er üblicherweise die gleiche Software und diese unterscheidet dann selbst, welche Funktionen sie unterstützt, auf Basis der Hardware, auf der sie läuft.
Trotzdem kommt es immer mal wieder vor, dass der MR601 ein Update nicht, früher oder später erhält, als die reinen IPTV-Receiver. Das hängt dann meistens damit zusammen, dass die Änderungen nicht oder nur für den MR601 relevant sind.
Aufgrund der Menge an Geräten dauern Update-Rollouts meist mehrere Tage bis Wochen. Um möglichst wenig den TV Genuss zu trüben, werden die Updates üblicherweise in den Abendstunden und am Wochenende pausiert - also nicht mal Update-Dialoge angezeigt. Wer also den MR immer nur abends und am Wochenende einschaltet, wartet unter Umständen eine Weile auf das Update.
Aber auch wer das Gerät dauerhaft an oder im Standby hat, bekommt nicht unbedingt sofort das Update angeboten. Üblicherweise werden die Updates in „Wellen“ verteilt, genau genommen in letzter Zeit nach Netzbereichen. D.h. das Update wird nach und nach in immer weiteren IP-Ranges angeboten, bis das Update irgendwann schließlich allen STB angeboten wird. Damit sollte auch sichergestellt sein, dass das Update immer allen Receivern eines Haushalts gleichzeitig angeboten wird (Sonderfälle, wie Updates nur einen speziellen Receivertyp mal ausgenommen). Ist das Update mal installiert, spielt die IP allerdings keine Rolle mehr - ausser man setzt das Update mit einem manuellen Update zurück, mehr dazu später.
Die Geräte prüfen selbst regelmäßig (soweit ich weiss etwa alle 4h), ob ein Update verfügbar ist. Ausserdem unmittelbar nach dem Aufwachen aus dem Standby (aber nicht nach einem „harten“ Reboot oder Aufwachen aus dem Ruhezustand/Herunterfahren - zumindest nicht nach meiner Erfahrung). Üblicherweise reicht es also einfach abzuwarten, bis das Update angeboten wird und wer nicht 4 Stunden warten will, schickt den MR kurz in Standby und weckt ihn wieder auf. Das bringt aber natürlich nichts, wenn das Update dem Receiver noch nicht zugewiesen wurde. Dann kann ein manuelles Update eine Option sein - mehr dazu später.
Zu Beginn eines solchen Rollouts besteht üblicherweise auch die Möglichkeit ein angebotenes Update zu verschieben. Der Dialog erscheint dann einfach nach 4 Stunden wieder.
Ist das Gerät im Standby und keine Aufnahme geplant, wird es automatisch, ungefragt installiert.
Zum Ende des Rollouts verschwindet diese Option irgendwann und das Update muss installiert werden, um den Dienst zu nutzen.
Software Updates werden „installiert“, d.h. wenn ihr den Dialog bestätigt bekommt ihr einen Bootscreen mit blauem statt Magenta Kreis - dieser signalisiert den Installationsfortschritt.
MagentaTV Box (Play) - inzwischen nicht mehr relevant, siehe oben -
Die Firmware der Box ist sehr ähnlich zu der der anderen MRx01 Receiver, derzeit aber noch eine Versionsnummer voraus und damit sind Updates meist unabhängig. Aufgrund der geringen Gerätezahl gibt es derzeit üblicherweise nur eine „Welle“, d.h. alle Geräte bekommen das Update gleichzeitig angeboten
MR200/MR400
Beide Typen haben die gleiche Software, die sich jedoch grundlegend von der der anderen STB unterscheidet, denn sie kommt von einem anderen Hersteller (Huawei). Für die beiden Receiver gibt es jedoch seit Ewigkeiten keine Updates mehr, so dass ich hier nicht weiter darauf eingehen würde. Das Update-Verfahren selbst unterscheidet sich prinzipiell nicht.
MR Entry (wurden gegen MR200 getauscht)
Auch der MR Entry hat eine eigene Software, da es ihm an Features wie Apps, Aufnahmen mangelt und auch die Hardware grundlegend anders ist, als die der anderen Receiver. Auch hier gibt es schon länger keine Updates mehr, das Verfahren wäre jedoch identisch.
UI Update (Bedienoberfläche)
Neben der eigentlich Software hat die Oberfläche der Receiver eine eigene Versionsnummer. Updates der Oberfläche beheben üblicherweise keine „Hardwarefehler“. Also HDMI-, Ton- oder sonstige Probleme der Kernfunktionen können meist nur mit einem Software-Update behoben werden.
Updates der Bedienoberfläche bringen dagegen häufig neue Funktionen (die ein Software-Update im Vorfeld vorbereitet hat) oder ändern eben die Oberfläche oder können natürlich auch Fehler in der Schnittstelle zwischen Oberfläche und Firmware beheben.
Das Update Verfahren ist ähnlich und doch unterschiedlich.
Einerseits prüft auch die Oberfläche regelmäßig auf Updates, allerdings wird beim Bootvorgang einfach immer die aktuelle UI Version geladen - ohne Update Dialog oder „Installationskreisel“. UI Updates passieren also oft unbemerkt.
Da die aktuelle Version wie mehrfach erwähnt so oder so beim Start geladen wird, machen „manuelle Updates“ bei UI Updates keinen Sinn, ein einfacher Reboot reicht aus. Die Software neu zu installieren wäre mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Aus diesem Grund werden UI Updates auch normalerweise nicht in Wellen, sondern sofort für alle ausgerollt.
Eine kleine Ausnahme gibt es jedoch: Grundsätzlich ist die aktuelle UI Version auch davon abhängig, welche Software-Version installiert ist (die Schnittstellen müssen kompatibel sein). Wenn eine neue UI Version also auch eine neue Software-Version benötigt, dann werdet ihr mit der alten Software weiterhin die alte UI Version bekommen und müsst erstmal die Software aktualisieren.
Manuelles Update
Zum manuellen Update gibt jede Menge Mythen und Geschichten, die ich jetzt einfach mal versuche aufzuklären.
Erstmal zur Begriffsklärung: Das manuelle Update ist die kleine Form des Werksresets (der offizielle Begriff ist Desaster Recovery). Es ist also nicht, wie der Name suggeriert, einfach nur das manuelle Erzwingen eines Updates. Es ist vielmehr eine erzwungene Neuinstallation der Software und der Oberfläche. Im Gegensatz zum Werksreset wird jedoch nicht die Festplatte formatiert.
Ein manuelles Update muss auch nicht zwangsweise ein Update sein. Im einfachsten Fall wird die gleiche Version noch mal neu installiert. Deshalb ist das manuelle Update auch ein gern genutztes Mittel im Fehlerfall. Durch die Neuinstallation können Fehler durch Caches oder Einstellungen behoben werden. Die STB wird einfach noch mal frisch aufgesetzt, wie eine Neuinstallation des Betriebssystems am PC.
Um beim PC-Vergleich zu bleiben sind STB jedoch eher Thin-Clients oder Terminal-Clients. Sie haben selbst also vergleichsweise wenige Daten lokal gespeichert. Man verliert dabei also üblicherweise nur manche Einstellungen, wie den Stromsparmodus oder das Tonformat. Geplante Aufnahmen, Sendersortierung, Favoriten etc. werden serverseitig gespeichert und durch ein manuelles Update nicht zurückgesetzt.
Nichtsdestotrotz kann so ein manuelles Update natürlich bei der Neuinitialisierung auch feststellen, dass mit irgendwelchen Aufnahmen etwas nicht stimmt und diese dann als fehlerhaft markieren oder löschen. Also ganz ungefährlich ist es nicht - sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. Und so eine Neuinstallation dauert natürlich auch eine gewisse Zeit. Geht dabei etwas schief steht ihr unter Umständen hinterher mit einer STB ohne Software da, die gar nicht mehr hochfährt.
Allerdings ist das üblicherweise nicht von Dauer. Der Bootloader wird dabei nicht angefasst und sollte in der Lage sein jederzeit wieder die Software zu installieren, nachdem die Hindernisse (wie schlechte Netzwerkanbindung, Firewalls, kaputtes Kabel, …) beseitigt wurden. Komplett zu Elektroschrott sollte ein manuelles Update also niemals führen.
Übrigens, ein manuelles Update verhält sich in einem Punkt ähnlich wie ein UI Update, d.h. es gibt immer genau eine „Zielversion“, die installiert wird. Bei Software-Updates hingegen gibt es noch eine weitere Option: nichts tun. Das ist natürlich keine Option, wenn keine Software mehr da ist, die man booten könnte oder keine Bedienoberfläche, die man anzeigen könnte.
Deshalb muss ein manuelles Update auch nicht immer ein Update sein. Um zu den vorhin erwähnten „Wellen“ zurückzukommen. Diese funktionieren üblicherweise so, dass man allen STB sagt: chill mal und starte einfach die Software, die gerade installiert ist bzw. lass sie laufen. Dann werden die STB nacheinander aufgefordert das Update zu machen. Während dieser Phase bekommt ein manuelles Update meistens noch die alte Version zugewiesen (vermutlich damit es nicht zu unterschiedlichen Versionen im Haushalt kommt, wenn man z.B. ein neues Gerät in Betrieb nimmt oder ein manuelles Update auslöst). Wenn ihr also das Update schon installiert habt, gerade nicht in der Rolloutwelle seid und ein manuelles Update macht, wird wieder die alte Version installiert. Das kann auch in den Abendstunden passieren, wenn das Update pausiert ist und euch nicht aktiv die neue Version zugewiesen ist, sondern euer Receiver eigentlich einfach nichts tun sollte. Durch das manuelle Update ist das jedoch keine Option mehr und dann wird eben im Zweifel die alte Version wieder geladen.
Daher ist meiner Meinung nach vom Einsatz des manuellen Updates eher abzuraten. Man kann vorher auch gar nicht ahnen, welche Version man hinterher auf dem Receiver vorfindet. Es ist ein nicht ungefährlicher Schuss ins Blaue.